Alterungsanzeichen bei Katzen: Worauf Sie achten sollten
Katzen verbergen Schmerzen und Beschwerden oft sehr geschickt. Viele Halter bemerken die ersten Anzeichen des Alterns erst, wenn sich der Zustand ihres Lieblings bereits deutlich verschlechtert hat. In Deutschland gelten Katzen ab etwa zehn Jahren als Senioren. Laut einer Erhebung des Bundesverbands Praktizierender Tierärzte (bpt) liegt die durchschnittliche Lebenserwartung bei Wohnungskatzen bei rund 15 Jahren – Grund genug, ab dem zehnten Lebensjahr gezielt auf altersbedingte Veränderungen zu achten.
Ein Beispiel: Sabine aus Köln bemerkte, dass ihre 12-jährige Katze Minka zunehmend weniger fraß und weniger spielte. Zunächst hielt sie das für normale Altersträgheit. Doch bei einer Routineuntersuchung stellte sich heraus, dass Minka an einer chronischen Nierenschwäche litt. Eine frühere Diagnose hätte den Verlauf verlangsamen können.
Typische Altersanzeichen bei Katzen
Folgende Merkmale deuten darauf hin, dass Ihre Katze älter wird:
- Veränderter Appetit: Weniger oder plötzlich mehr Futteraufnahme kann auf Schilddrüsenprobleme oder Nierenerkrankungen hinweisen.
- Gewichtsverlust: Muskelabbau (Sarkopenie) ist bei älteren Katzen weit verbreitet.
- Bewegungsunlust: Geringeres Springverhalten oder verminderte Neugier können auf Gelenkschmerzen hindeuten.
- Veränderte Toilettengewohnheiten: Häufigeres oder unkontrolliertes Urinieren kann neurologische oder urologische Ursachen haben.
- Schlechtes Fell: Mattes oder verknotetes Fell weist auf eine nachlassende Fellpflege oder Organprobleme hin.
- Wesensveränderung: Rückzug, Reizbarkeit oder Orientierungslosigkeit können auf kognitive Dysfunktion hindeuten.
Schon einzelne Symptome rechtfertigen eine tierärztliche Untersuchung. Früherkennung ist entscheidend.
Altersgerechte Pflege: Was sich wann ändern sollte
Mit dem Alter ändern sich die Pflegebedürfnisse Ihrer Katze. Hier einige altersabhängige Empfehlungen:
- 7–10 Jahre (reifes Erwachsenenalter)
- Jährlicher Gesundheitscheck inkl. Blutbild
- Zahnkontrolle und Gewichtskontrolle
- 11–14 Jahre (Seniorphase)
- Fokus auf Nieren- und Herzgesundheit
- Futterumstellung auf nierenunterstützende Diäten
- 15+ Jahre (geriatrische Phase)
- Beobachtung von Demenzsymptomen und Schlafverhalten
- Einsatz von Hilfsmitteln wie Treppen oder seniorengerechte Katzenklos
Ernährung für Seniorenkatzen
Im Alter lässt die Verdauung nach, und Zahnprobleme nehmen zu. Eine angepasste Ernährung ist entscheidend:
- Hochwertiges, leicht verdauliches Protein (z. B. Pute, Ente)
- Phosphor- und natriumreduzierte Diäten (nur nach Rücksprache mit Tierarzt)
- Feuchtfutter oder eingeweichtes Trockenfutter für bessere Kautauglichkeit
- Zusätze wie Omega-3-Fettsäuren, Glucosamin oder B-Vitamine
In Deutschland beliebte Marken wie „Royal Canin Aging 12+“ oder „Animonda Integra Protect Senior“ sind im Fachhandel oder über Plattformen wie Zooplus erhältlich.
Häufigere Tierarztbesuche sind Pflicht
Einmal jährlich reicht für ältere Katzen nicht mehr. Ab dem 10. Lebensjahr empfehlen Tierärzte wie die Deutsche Gesellschaft für Veterinärmedizin halbjährliche Check-ups:
- Blutbild und Organwerte
- Urinuntersuchung
- Herzultraschall
- Zahnstatus
Verhaltensanalysen, wie sie etwa die Universität Leipzig erforscht, helfen zudem, die Lebensqualität aus kognitiver Sicht zu beurteilen.
Das Zuhause altersgerecht anpassen
Ältere Katzen benötigen Stabilität und möglichst wenig Veränderungen. Kleine Anpassungen machen einen großen Unterschied:
- Zugang zu Lieblingsplätzen erleichtern (Treppen, Rampen)
- Wärmematten oder beheizte Liegeplätze
- Niedrige, gut erreichbare Katzentoiletten
- Bei längerer Abwesenheit: automatische Futterspender oder Kamerasysteme wie PetTec nutzen
Altersdemenz bei Katzen – erkennen und handeln
Die sogenannte „kognitive Dysfunktion“ betrifft schätzungsweise jede dritte Katze über elf Jahren. Symptome:
- Nächtliches Miauen oder zielloses Umhergehen
- Verwirrung und Raumorientierungsverlust
- Reduziertes Sozialverhalten
- Nervosität nach dem Fressen oder grundlose Unruhe
Eine Kombination aus geistiger Stimulation, strukturierter Routine und angepasster Ernährung hilft. In Deutschland sind Diätfutter mit antioxidativen Zusätzen (z. B. VetConcept NeuroActive) erhältlich. Zusätzlich helfen Intelligenzspielzeuge oder ruhige Hintergrundmusik.
Gelenke und Muskeln stärken
Arthrose ist bei älteren Katzen häufig. Unterstützen Sie Beweglichkeit durch:
- Gewichtskontrolle mit abgestimmtem Fütterungsplan
- Ergänzungen wie Glucosamin, Chondroitin, MSM
- Leichte Massage und Spiel zur Förderung der Beweglichkeit
Seit 2023 ist in der EU das Präparat Solensia zugelassen – ein Antikörper-Medikament zur Linderung chronischer Gelenkschmerzen bei Katzen.
Emotionale Nähe: Das Wichtigste im Alter
Ältere Katzen brauchen Geborgenheit. Tägliche Rituale – vom Bürsten bis zum ruhigen Zureden – stärken die emotionale Bindung. Auch wenn sie nicht immer reagieren, spüren sie Fürsorge sehr genau.
In vielen deutschen Städten gibt es mittlerweile mobile Palliativdienste für Haustiere. Anbieter wie „PalliVet“ begleiten Tierhalter in dieser sensiblen Phase professionell und mitfühlend.
Fazit: Aufmerksamkeit ist das schönste Geschenk
Das größte Geschenk, das Sie Ihrer älteren Katze machen können, ist Achtsamkeit. Wer feine Veränderungen erkennt, rechtzeitig handelt und das Umfeld liebevoll anpasst, schenkt seiner Katze ein würdevolles, gesundes und langes Leben.