Chronische Nierenerkrankung: Ein Wendepunkt im Leben Ihrer Katze
Chronische Nierenerkrankungen (CNE) gehören zu den häufigsten Gesundheitsproblemen bei älteren Katzen ab etwa 7 Jahren. Laut der Deutschen Tierärztekammer ist etwa jede dritte Katze über acht Jahre betroffen. Die Erkrankung entwickelt sich meist schleichend und bleibt lange unbemerkt – doch eine gezielte Ernährung kann den Verlauf entscheidend beeinflussen und die Lebensqualität deutlich verbessern.
Viele Halter fragen sich: „Meine Katze frisst gut und wirkt gesund – muss ich wirklich das Futter umstellen?“ Die Antwort ist ein klares Ja. Bei CNE ist oft bereits über 70 % der Nierenfunktion verloren, bevor Symptome wie vermehrter Durst oder Appetitverlust auftreten. Eine frühzeitige Ernährungsumstellung kann das Fortschreiten verlangsamen und Schmerzen vermeiden.
Was eine nierenschonende Ernährung ausmacht
Eine geeignete Nierendiät geht weit über die Reduktion von Salz hinaus. Wichtig sind folgende Punkte:
- Moderater Proteingehalt: Zu viel Eiweiß belastet die Nieren, zu wenig führt zu Muskelabbau.
- Niedriger Phosphorgehalt: Reduziert die Gefahr von Hyperphosphatämie und schützt das Nierengewebe.
- Reduziertes Natrium: Hilft, Bluthochdruck vorzubeugen.
- Hoher Feuchtigkeitsgehalt: Unterstützt die Flüssigkeitsaufnahme, beugt Austrocknung vor.
- Omega-3-Fettsäuren: Entzündungshemmend und zellschützend für die Nieren.
Diese Anforderungen erfüllen meist nur spezielle vom Tierarzt empfohlene Diätfuttermittel. Handelsübliche Produkte mit „Nierenschutz“-Etikett sind oft nicht ausreichend angepasst – ein Blick auf die Nährstoffanalyse ist unerlässlich.
Nassfutter vs. Trockenfutter: Eine Frage der Strategie
In deutschen Katzenhaushalten stellt sich oft die Frage: Was ist besser für meine nierenkranke Katze – Nassfutter oder Trockenfutter? Während Trockenfutter praktisch und günstig ist, bietet Nassfutter klare Vorteile bei der Flüssigkeitsversorgung.
Kriterium | Trockenfutter | Nassfutter |
---|---|---|
Feuchtigkeitsgehalt | 7–12 % | 75–80 % |
Handhabung | Sehr einfach | Aufwändiger (Kühlung, Resteverwertung) |
Eiweiß/Phosphor-Anpassung | Variabel, eher höher | Besser steuerbar |
Akzeptanz | Mittel | Hoch |
Kosten pro Tag | ca. 0,80–1,20 € | ca. 2,00–3,50 € |
Nassfutter liefert wertvolle Flüssigkeit – bei CNE eine essenzielle Komponente der Therapie. Auch die Deutsche Gesellschaft für Tierernährung empfiehlt feuchte Nahrung als erste Maßnahme bei beginnender Nierenerkrankung.
Vergleich führender Marken in Deutschland
Einige der gängigsten Nierendiäten auf dem deutschen Markt im Vergleich:
- Royal Canin Renal (Nassfutter): Protein 7,5 %, Phosphor 0,09 %, Natrium 0,07 %
- Hill’s k/d (Nassfutter): Protein 6,3 %, Phosphor 0,08 %, Natrium 0,06 %
- Royal Canin Renal (Trockenfutter): Protein 24 %, Phosphor 0,4 %, Natrium 0,3 %
Wie ersichtlich, enthalten Trockenfutter meist höhere Werte bei Eiweiß und Phosphor – für fortgeschrittene CNE oft ungeeignet.
Futtermenge, Gewicht und Appetit im Gleichgewicht halten
CNE führt häufig zu Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust. In solchen Fällen sind hochkalorische, aber dennoch phosphorarme Produkte gefragt. Beispiele:
- Nassfutter bevorzugen, wenn Appetit vorhanden ist
- Bei Appetitlosigkeit: z. B. Hill’s a/d als Zwischenlösung
- Flüssigkeitsaufnahme durch hohe Nassfutteranteile steigern
- Kosten sparen durch Kombination: morgens Nass-, abends Trockenfutter
Trinkfaule Katzen: So klappt die Hydration trotzdem
Viele Katzen trinken von Natur aus wenig – gerade bei CNE problematisch. In Deutschland haben sich folgende Lösungen bewährt:
- Spezielles Katzenwasser (z. B. „CatWater“, natriumarm)
- Flüssigkeitssnacks wie Cremes oder Gele (z. B. Miamor Trinkfein)
- Wasserbrunnen, um das Interesse zu wecken
Besonders im Sommer und bei trockener Heizungsluft empfiehlt sich der Einsatz von smarten Trinkbrunnen, z. B. von PETKIT oder Trixie, um die Trinkmenge automatisch zu überwachen.
Was tun, wenn die Katze das Futter verweigert?
Futterumstellungen sind bei Katzen heikel. Folgende Tipps haben sich bei deutschen Katzenhaltern bewährt:
- Langsamer Wechsel über 1–2 Wochen (alte/neue Mischung in steigender Dosierung)
- Nassfutter leicht erwärmen, um den Geruch zu verstärken
- Garnitur mit natürlichen Lockstoffen (z. B. getrockneter Thunfisch, Lebermehl)
- Feste Fütterungszeiten einführen
Tierverhaltenstherapeuten raten zu geduldiger, schrittweiser Anpassung, um Stress und Futterverweigerung zu vermeiden.
Kosten und Alltag realistisch kombinieren
Die ausschließliche Fütterung mit speziellem Nassfutter kann monatlich 60 bis 100 Euro kosten. Realistische Alternativen:
- Morgens Diätnassfutter, abends günstigeres phosphorarmes Nassfutter
- 70/30-Mix aus Nass- und Trockenfutter
- Hausgemachte Nierendiät – nur unter tierärztlicher Anleitung!
Eine geeignete Ernährung senkt langfristig Tierarztkosten, da sie Dialyse oder Komplikationen verzögern kann.
Was ist die beste Wahl für Ihre Katze?
In der Regel ist Nassfutter bei Nierenerkrankungen vorteilhafter. Dennoch hängt die optimale Strategie vom Gesundheitsstatus, der Futtervorliebe und den Lebensumständen der Halter ab.
Eine Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover zeigte, dass Katzen mit CNE im Stadium 2, die dauerhaft spezielles Nassfutter erhielten, eine 1,6-mal längere Lebenserwartung hatten als Tiere mit Standardernährung.
Immer in Absprache mit dem Tierarzt handeln
Die genaue Nährstoffzusammensetzung sollte sich stets am aktuellen Blutbild orientieren. Nur in Zusammenarbeit mit dem Tierarzt lassen sich langfristig tragfähige und sichere Diätpläne umsetzen.
Haftungsausschluss
Dieser Artikel dient ausschließlich allgemeinen Informationszwecken und ersetzt keine tierärztliche Diagnose oder Behandlung. Wenden Sie sich bei gesundheitlichen Fragen Ihrer Katze stets an eine qualifizierte Tierarztpraxis.