Warum sollte man eine Kastration überhaupt in Betracht ziehen?
In Deutschland ist die Kastration von Katzen längst mehr als nur eine Empfehlung – sie wird vielerorts sogar gesetzlich vorgeschrieben, insbesondere für Freigängerkatzen. Doch auch bei Wohnungskatzen lohnt sich die Überlegung, denn der Eingriff beeinflusst das Verhalten, die Gesundheit und das Wohlbefinden der Tiere langfristig. Für Halter:innen bedeutet das mehr Ruhe im Alltag – für Katzen ein insgesamt ausgeglicheneres Leben.
Trotzdem stellen sich viele die Frage: „Ist die Kastration für meine Katze wirklich notwendig?“ Dieser Artikel beleuchtet die wichtigsten Vor- und Nachteile, gibt konkrete Empfehlungen zur Nachsorge und hilft dabei, eine fundierte Entscheidung zu treffen – praxisnah und auf die Lebensrealität in Deutschland abgestimmt.
Was genau bedeutet Kastration bei Katzen?
Bei der Kastration handelt es sich um einen operativen Eingriff, bei dem die Fortpflanzungsorgane entfernt werden. Bei Katern werden die Hoden, bei Katzen Eierstöcke und meist auch die Gebärmutter entfernt. In der Regel erfolgt der Eingriff in Deutschland im Alter von 5 bis 6 Monaten, zunehmend aber auch früher, vor Eintritt der Geschlechtsreife.
Die OP findet unter Vollnarkose in einer Tierarztpraxis statt. Bei Katern dauert sie etwa 10 bis 15 Minuten, bei Katzen rund 30 bis 40 Minuten. Die Heilungsphase beträgt meist eine Woche. In dieser Zeit ist besonders auf Ruhe, Hygiene und Kontrolle des OP-Bereichs zu achten.
Welche Vorteile bietet die Kastration?
1. Vermeidung ungewollter Nachkommen
Allein in Deutschland werden jährlich über 100.000 Katzen in Tierheimen aufgenommen – ein Großteil davon stammt aus unkontrollierter Vermehrung. Selbst Wohnungskatzen können bei einem kurzen Ausflug trächtig werden. Die Kastration ist der effektivste Weg, ungewollten Nachwuchs zu verhindern und damit auch das Tierleid zu verringern.
2. Weniger Revierverhalten und Stress
Unkastrierte Kater markieren häufig mit Urin, streunen, kämpfen und geraten schnell in Stress. Auch Katzen zeigen während der Rolligkeit auffälliges Verhalten, etwa lautstarkes Miauen und Unruhe. Die Kastration reduziert hormonell bedingte Verhaltensprobleme deutlich und sorgt für ein entspannteres Zusammenleben.
3. Gesundheitsvorsorge
Kastrierte Katzen haben ein deutlich geringeres Risiko für Gebärmutterentzündungen, Tumoren oder andere fortpflanzungsbedingte Erkrankungen. Früh kastrierte Katzen erkranken seltener an bösartigen Mammatumoren. Auch Kater profitieren, da Hodentumore und Prostataprobleme seltener auftreten.
4. Stärkere Bindung zum Menschen
Viele Halter:innen berichten, dass ihre Katzen nach der Kastration anhänglicher und ausgeglichener sind. Ein entspannteres Wesen erleichtert den Alltag und fördert die Bindung zwischen Mensch und Tier.
5. Gesellschaftliche Verantwortung übernehmen
Kastration bedeutet nicht nur individuellen Nutzen, sondern auch Verantwortung für den Tierschutz. Wer kastriert, verhindert Tierleid und entlastet Tierheime sowie engagierte Tierschutzvereine.
Welche Nachteile oder Risiken gibt es?
1. Gewichtszunahme
Nach der Kastration verändert sich der Stoffwechsel der Katze. Viele Tiere neigen zu mehr Appetit und weniger Aktivität. Ohne angepasstes Futter und Bewegung kann es schnell zu Übergewicht kommen. Spezielle Diätfutter für kastrierte Katzen kosten in Deutschland etwa 4–7 € pro Kilogramm.
2. Risiko durch Narkose
Wie bei jeder Vollnarkose besteht auch bei der Kastration ein gewisses Risiko – insbesondere bei älteren oder vorerkrankten Tieren. Ein Gesundheitscheck vor dem Eingriff ist daher ratsam. In manchen Fällen empfiehlt sich auch eine Blutuntersuchung vorab (ca. 40–80 €).
3. Verhaltensveränderungen
Manche Tiere zeigen sich nach der OP zunächst ruhiger oder sogar teilnahmslos. In der Regel ist dies nur vorübergehend. Die meisten Katzen finden nach einigen Wochen zu ihrem gewohnten Verhalten zurück.
4. Wundinfektionen und Nachsorge
Insbesondere bei Katzen ist die OP-Wunde größer, was eine sorgfältige Wundpflege nötig macht. Rötungen, Schwellungen oder Ausfluss sollten ernst genommen werden. Ein Schutzkragen oder ein Body (Kostenpunkt: 10–20 €) schützt vor Lecken und Kratzen.
Was bei der Nachsorge zu beachten ist
1. Ruhe und Rückzugsort bieten
Nach dem Eingriff brauchen Katzen viel Ruhe und eine stressfreie Umgebung. Ein eigener Raum oder eine abgetrennte Ecke mit Decke und Wasser ist ideal – vor allem in Haushalten mit mehreren Tieren.
2. Wunde regelmäßig kontrollieren
Die OP-Naht sollte mindestens zweimal täglich kontrolliert werden. Bei Anzeichen von Infektion sofort den Tierarzt kontaktieren. Der Schutzkragen sollte kontinuierlich getragen werden, um das Lecken der Wunde zu verhindern.
3. Fress- und Toilettenverhalten beobachten
Am OP-Tag essen viele Katzen wenig oder gar nicht – das ist normal. Wenn die Katze jedoch nach 24 Stunden weder frisst noch uriniert, sollte ein Tierarzt aufgesucht werden. Leicht verdauliches Nassfutter in kleinen Portionen wird empfohlen.
4. Körperliche Aktivitäten begrenzen
Springen oder Klettern kann die Wunde belasten. Daher sollten Kratzbäume, Treppen und Fensterbänke vorübergehend unzugänglich gemacht werden. Ruhige Beschäftigung ist in den ersten 7 Tagen ausreichend.
5. Medikamente genau nach Plan geben
Schmerzmittel oder Antibiotika müssen pünktlich und in korrekter Dosierung verabreicht werden. Abweichungen können zu Komplikationen führen. Bei Nebenwirkungen wie Erbrechen, Apathie oder Durchfall sofort den Tierarzt informieren.
Kastration ist eine Entscheidung mit Verantwortung
Die Kastration ist kein leichter Schritt – aber sie ist oft ein entscheidender Beitrag zur Gesundheit, zum Wohlbefinden und zur gesellschaftlichen Verantwortung. Wer sich für den Eingriff entscheidet, sollte sich gut informieren und auf eine liebevolle Nachsorge achten.
In vielen Gemeinden Deutschlands gilt sogar eine Kastrationspflicht für Freigänger. Auch wenn es keine bundesweite gesetzliche Verpflichtung gibt, ist die Kastration durch Tierschutzverbände und Tierärzte klar empfohlen.
Diese Informationen basieren auf aktuellen tiermedizinischen Standards in Deutschland. Bitte lassen Sie sich im Einzelfall immer individuell von Ihrem Tierarzt beraten, um die beste Entscheidung für Ihre Katze zu treffen.