Mit steigenden Allergieraten in Deutschland rücken Hausstaubmilben als bedeutende Auslöser für Atemwegsprobleme und Hauterkrankungen zunehmend in den Fokus. Besonders in Regionen mit feuchtem Klima und gut isolierten Wohnungen bieten sich ideale Lebensbedingungen für diese mikroskopisch kleinen Spinnentiere. Doch ist es überhaupt möglich, sie vollständig loszuwerden? Dieser Leitfaden liefert keine einfachen Ratschläge, sondern eine fundierte 7-Stufen-Strategie, mit der sich Milben langfristig und effektiv unter Kontrolle bringen lassen.
Was sind Hausstaubmilben – und warum sind sie problematisch?
Hausstaubmilben sind winzige Spinnentiere (ca. 0,2 bis 0,3 mm groß), die sich von menschlichen Hautschuppen ernähren. Obwohl sie mit bloßem Auge nicht sichtbar sind, tummeln sie sich millionenfach in Matratzen, Kissen, Teppichen und Polstermöbeln. Ihre Ausscheidungen und zerfallenen Körperbestandteile wirken stark allergen und können unter anderem Asthma, chronische Rhinitis oder Neurodermitis auslösen.
Laut Umweltbundesamt finden sich in über 90 % deutscher Haushalte nachweisbare Mengen an Milbenallergenen, wobei insbesondere Bettwäsche als Hauptquelle identifiziert wurde. Die bloße Entfernung von Staub reicht jedoch nicht aus – es braucht systematische Maßnahmen.
Warum ist es so schwierig, Milben zu beseitigen?
Milben bevorzugen eine relative Luftfeuchtigkeit über 60 % und Temperaturen zwischen 20 und 25 °C – Bedingungen, die in vielen Wohnungen ganzjährig vorherrschen. Eine einzige Matratze kann Hunderttausende von Milben beherbergen. Herkömmliches Staubsaugen oder Lüften genügt nicht. Chemische Mittel sind für Innenräume aufgrund ihrer potenziellen Gesundheitsgefahr nicht empfehlenswert.
Stattdessen braucht es eine Kombination aus Prävention, technischer Ausstattung und kontinuierlicher Pflege.
Schritt 1: Bettwäsche wöchentlich bei mindestens 60 °C waschen
- Milben siedeln sich besonders stark in Textilien wie Kissenbezügen und Bettlaken an.
- Waschen Sie Ihre Bettwäsche wöchentlich bei mindestens 60 °C, um Milben und Allergene wirksam zu zerstören.
- Trocknen Sie idealerweise in direkter Sonne oder mit einem Wäschetrockner auf hoher Temperatur.
Schritt 2: Allergendichte Schutzbezüge verwenden
- Setzen Sie auf milbendichte Encasings für Matratzen und Kissen – zertifiziert durch Siegel wie TÜV oder ECARF (ca. 30–80 € pro Bezug).
- Achten Sie auf Gewebe mit einer Porengröße unter 2 Mikrometern.
- Waschen Sie diese Bezüge mindestens alle drei Monate.
Schritt 3: Raumluftfeuchtigkeit unter 50 % halten
- Besonders im feuchten Herbst und Winter hilft ein Luftentfeuchter, das Raumklima milbenunfreundlich zu gestalten.
- Ideal sind 40–50 % relative Luftfeuchte. Geräte wie der Comfee MDDF-16DEN7 (ca. 150 €) sind leistungsfähig und effizient.
- Nutzen Sie zusätzlich Luftentfeuchtergranulat (z. B. im Baumarkt erhältlich) an besonders feuchten Stellen wie Fensterbänken oder Keller.
Schritt 4: Staubsauger mit HEPA-Filter einsetzen
- Normale Staubsauger wirbeln allergene Partikel oft nur auf.
- Verwenden Sie ein Gerät mit HEPA-Filter Klasse H13 oder höher (z. B. von Miele, Vorwerk, Bosch, ab ca. 250 €).
- Teppiche und Polstermöbel sollten mindestens zweimal pro Woche gründlich abgesaugt werden.
Schritt 5: Weitere Textilquellen nicht vergessen
- Milben leben nicht nur im Schlafzimmer – auch Sofas, Vorhänge, Kuscheltiere und Haustierkörbe sind betroffen.
- Waschen oder wechseln Sie Vorhänge saisonal. Kuscheltiere können in Gefrierbeuteln für 24 Stunden eingefroren und danach gewaschen werden.
- Kinderzimmer sollten besonders gründlich im unteren Bereich gereinigt werden.
Schritt 6: Luftreiniger und UV-Sterilisatoren ergänzen
- Luftreiniger entfernen zwar keine Milben, reduzieren aber schwebende Allergene deutlich.
- UV-Geräte können auf Matratzen, Textilien und Spielzeug eingesetzt werden, um DNA-Strukturen der Milben zu zerstören.
- Achten Sie auf CE-zertifizierte Geräte und befolgen Sie die Sicherheitshinweise strikt.
Schritt 7: Reinigungsroutine an die Jahreszeit anpassen
- Im Frühjahr und Sommer empfiehlt sich wöchentliche, im Herbst und Winter zweiwöchentliche Grundreinigung.
- Nutzen Sie digitale Erinnerungen wie Google Kalender oder To-do-Apps, um Routinen zu etablieren.
- In Familien sollte jeder eigene Bettwäsche-Sets nutzen, um Kreuzkontamination zu vermeiden.
Was passiert, wenn man Hausstaubmilben ignoriert?
Eine Familie aus Freiburg berichtete, dass das Ekzem ihres Sohnes im Sommer stark zunahm. Nach Einführung eines wöchentlichen Waschplans, dem Einsatz eines Luftentfeuchters und UV-Behandlungen auf Polstermöbeln konnte innerhalb von acht Wochen eine Reduktion der Allergenkonzentration um über 70 % gemessen werden. Auch die Hautsymptome des Kindes besserten sich deutlich.
Fazit: Kontrolle statt Ausrottung
Die vollständige Beseitigung von Hausstaubmilben ist in der Praxis kaum realistisch. Doch durch die konsequente Umsetzung dieser sieben Maßnahmen lässt sich die Belastung deutlich senken. Ziel ist nicht die absolute Reinheit, sondern ein stabil gepflegtes Wohnumfeld.
Auch wenn zunächst Investitionen in Luftentfeuchter, HEPA-Staubsauger und Encasings nötig sind – langfristig zahlt sich diese Prävention in Form besserer Gesundheit und geringerer Behandlungskosten aus.