Gesundheits- und Verhaltenscheckliste vor der Adoption Ihres ersten Hundes

Die Entscheidung, zum ersten Mal einen Hund bei sich aufzunehmen, ist ein bedeutender Schritt im Leben – voller Freude, aber auch Verantwortung. Viele Erstadoptierende lassen sich von niedlichem Aussehen und spontanen Gefühlen leiten, ohne sich im Vorfeld mit möglichen Gesundheitsproblemen oder Verhaltensauffälligkeiten auseinanderzusetzen. Dabei ist ein Hund kein Spielzeug, sondern ein vollwertiges Familienmitglied. Diese Checkliste soll Ihnen helfen, die wichtigsten gesundheitlichen und verhaltensbezogenen Faktoren vor der Adoption eines Hundes gründlich zu prüfen.

Rasseeigenschaften verstehen: Die Grundlage für eine passende Wahl

Recherche ist keine Kür – sondern Pflicht

Jede Hunderasse bringt bestimmte Charaktereigenschaften und gesundheitliche Risiken mit sich. So neigen beispielsweise kurzköpfige Rassen wie Möpse oder Shih Tzus zu Atemproblemen, während Beagles einen besonders hohen Bewegungsdrang haben. Laut dem Deutschen Tierschutzbund zählt die „Verhaltensüberforderung“ zu den häufigsten Gründen für Rückgaben im Tierheim.

  • Informieren Sie sich über Lebenserwartung, typische Erbkrankheiten und Temperament
  • Fragen Sie nach dem Verhalten der Elterntiere beim Züchter oder im Tierheim
  • Bedenken Sie Pflegekosten bei langhaarigen Rassen wie Malteser oder Pudel

Allgemeiner Gesundheitszustand des Hundes

Der erste Eindruck kann täuschen – genau hinschauen lohnt sich

Vor der Adoption sollte der Hund einem grundlegenden Gesundheitscheck unterzogen werden. Auch bei äußerlich gesunden Tieren können Parasiten, Hautprobleme oder innere Erkrankungen verborgen sein.

  • Anhaltender Augenausfluss oder Rötung kann auf Bindehautentzündung hinweisen
  • Ohren mit unangenehmem Geruch deuten auf Entzündung oder Milben hin
  • Aufgeblähter Bauch kann Hinweis auf Magen-Darm-Probleme sein
  • Schweres Atmen kann auf Herz- oder Lungenerkrankungen hindeuten

▶ In Deutschland bieten viele Tierheime eine Basisuntersuchung an. Eine weiterführende Untersuchung in einer Tierarztpraxis kostet in der Regel zwischen 50 und 100 Euro.

Impfstatus und Impfplan

Prävention ist das Fundament der Hundegesundheit

Ab einem Alter von sechs Wochen sollten Hunde die Grundimmunisierung erhalten haben. Fehlende Impfungen erhöhen das Risiko schwerer Infektionen wie Staupe oder Parvovirose.

  • SHPPi-Impfung (Staupe, Hepatitis, Parvovirose, Parainfluenza): 3 Impfungen ab der 6. Woche
  • Tollwutimpfung: ab dem 3. Monat, gesetzlich vorgeschrieben und jährlich zu wiederholen
  • Leptospirose: ebenfalls empfohlen, besonders bei Hunden mit Kontakt zu Naturgewässern

Laut dem Friedrich-Loeffler-Institut lag die Durchimpfungsrate gegen Tollwut in Deutschland 2023 bei über 85 %, in einigen ländlichen Regionen jedoch darunter.

Sozialisierung und Reaktionen auf Reize

Vorbeugen ist einfacher als Nachbessern

Hunde, die zwischen der 3. und 12. Lebenswoche gut sozialisiert wurden, zeigen eine höhere Anpassungsfähigkeit. Fehlende Sozialisierung kann zu Ängsten, Aggressionen oder Trennungsangst führen.

  • Ist der Hund neugierig und offen oder ängstlich und zurückhaltend?
  • Reagiert er empfindlich auf Straßenlärm oder fremde Menschen?
  • Zeigt er Futterneid oder aggressives Verhalten beim Fressen?

Ein Beispiel aus Berlin: Ein acht Monate alter Mischling reagierte nach der Adoption extrem auf Besuch. Erst durch zwölf Wochen Verhaltenstraining konnte das Problem reduziert werden.

Stubenreinheit und Anpassung an das Wohnumfeld

Die Sauberkeitserziehung nicht unterschätzen

Ein nicht stubenreiner Hund kann im Alltag zur Belastung werden. Erkundigen Sie sich daher über die bisherigen Gewohnheiten des Tieres.

  • Verwendet der Hund Hundetoiletten oder Hygienematten?
  • Ist er ausschließlich an den Außenbereich gewöhnt?
  • Reagiert er auf Anweisungen zur Platzänderung beim Toilettengang?

Einige deutsche Tierheime geben detaillierte Angaben zur Stubenreinheit oder lassen Hunde zuvor bei Pflegefamilien testen.

Fressverhalten und Futterverträglichkeit

Der Napf verrät mehr als man denkt

Wie ein Hund frisst, sagt viel über sein Temperament und mögliche gesundheitliche Probleme aus.

  • Hat der Hund übermäßigen Appetit oder ist er extrem wählerisch?
  • Knurrt oder schnappt er beim Füttern?
  • Zeigt er Allergieanzeichen wie Juckreiz oder Durchfall?

▶ Spezielle hypoallergene Hundefutter kosten in Deutschland etwa 30–50 Euro pro 2kg. Bei dauerhaftem Bedarf sollten monatlich bis zu 100 Euro eingeplant werden.

Grundgehorsam und Reaktion auf Kommandos

Kleine Signale geben Auskunft über die Erziehbarkeit

Reagiert der Hund auf Kommandos wie „Sitz“ oder „Komm“, zeigt das, ob bereits Erziehung stattgefunden hat – ein wichtiger Hinweis für zukünftige Trainingserfolge.

  • Reagiert er auf seinen Namen?
  • Reagiert er auf Gesten oder sprachliche Anweisungen?
  • Ignoriert er durchgehend, kann das Training aufwendiger werden

Für Ersthundebesitzer ist dieser Punkt besonders entscheidend für die Einschätzung des zukünftigen Erziehungsaufwands.

Emotionale Stabilität und Stressverhalten

Sensible Hunde brauchen mehr Unterstützung

Neue Umgebungen, Geräusche und körperlicher Kontakt können Stress auslösen. Achten Sie auf die emotionalen Reaktionen des Hundes.

  • Wedelt er beim ersten Kontakt mit dem Schwanz oder meidet er Blickkontakt?
  • Wirkt er entspannt oder angespannt beim Streicheln?
  • Wie stark und wie lange reagiert er auf fremde Geräusche?

Laut einer Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover entwickeln Hunde mit ausgeprägtem Stressverhalten in den ersten zwei Monaten nach der Adoption 2,3-mal häufiger Verhaltensprobleme.

Vorerkrankungen und bisherige Behandlungen

Die Vergangenheit hilft bei der Zukunftsplanung

Krankheitsgeschichten können wichtige Hinweise auf künftige Pflegeanforderungen geben. Erkundigen Sie sich daher genau über bisherige Diagnosen.

  • Welche Erkrankungen gab es, wann und wie wurden sie behandelt?
  • Gibt es Anweisungen zur Nachsorge oder Rückfallgefahr?
  • Lassen sich zukünftige Tierarztkosten abschätzen?

Einige Tierheime legen mittlerweile komplette medizinische Akten mit Rechnungen vor – eine wertvolle Informationsquelle für zukünftige Halter.

Langfristige Verantwortung und persönliche Bereitschaft

Ein Hund ist kein Kurzzeitprojekt, sondern eine Lebensentscheidung

Die Adoption bedeutet Verantwortung über mehr als ein Jahrzehnt. Prüfen Sie ehrlich, ob Sie dieser gerecht werden können.

  • Lebenserwartung: 12–15 Jahre
  • Lebensveränderungen bedenken: Umzug, Familienzuwachs, Berufswechsel
  • Ist eine zuverlässige Betreuung im Urlaub oder Krankheitsfall möglich?

Zahlreiche Städte, etwa München und Köln, bieten heute Adoptionsberatungen an, die auf psychologische Vorbereitung und langfristige Planung abzielen.


Fazit

Die Adoption eines ersten Hundes kann das Leben bereichern – aber nur, wenn sie gut vorbereitet erfolgt. Mit dieser Checkliste zur Gesundheits- und Verhaltensbewertung sind Sie bestens gewappnet, um ein neues Kapitel als verantwortungsbewusster Hundebesitzer zu beginnen.