Fliegen mit Haustieren: Der ultimative Ratgeber für stressfreies Reisen

Mit der wachsenden Zahl an Haustierbesitzern in Deutschland und Europa steigt auch der Wunsch, die geliebten Vierbeiner auf Flugreisen mitzunehmen – sei es für den Urlaub, einen Umzug oder einen längeren Aufenthalt im Ausland. Doch eine Flugreise mit Tier ist weit mehr als nur ein zusätzliches Ticket zu buchen. Unterschiedliche Airline-Bestimmungen, umfangreiche Dokumentationen und nationale Quarantänevorschriften können die Reise schnell zur Herausforderung machen. Dieser Ratgeber bietet eine detaillierte Schritt-für-Schritt-Anleitung, um Tierbesitzern eine sichere und entspannte Flugreise zu ermöglichen.

Fluggesellschaften im Vergleich: Welche erlaubt was?

Jede Fluggesellschaft hat eigene Regeln zur Mitnahme von Tieren. In der Regel gibt es drei Optionen: Mitnahme in der Kabine, Aufgabe als Übergepäck oder Transport als Fracht. Entscheidend sind Größe, Gewicht und Rasse des Tieres.

  • Lufthansa: Kleine Tiere unter 8 kg (inkl. Transportbox) dürfen gegen Gebühr in der Kabine reisen.
  • Eurowings: Ähnliche Regelung, aber nur auf Kurz- und Mittelstrecken.
  • Air France/KLM: Fordern umfangreiche tierärztliche Nachweise, Impfungen und teilweise ein EU-Heimtierausweis.
  • Billigfluglinien (z. B. Ryanair, easyJet): Häufig keine Tiermitnahme erlaubt.

Haustierbesitzer sollten frühzeitig mit der Fluggesellschaft Kontakt aufnehmen und alle Bedingungen vergleichen, bevor sie buchen.

Kabine oder Frachtraum: Welche Option passt besser?

Auch wenn viele Haustierhalter ihr Tier lieber nah bei sich haben, dürfen nur sehr kleine Tiere mit in die Kabine – und das auch nur, wenn Platz verfügbar ist.

  • Voraussetzungen für Kabinenmitnahme:
    • Tier + Box unter 8 kg
    • Weiche Transporttasche, die unter den Sitz passt
    • Tier darf die Box während des Fluges nicht verlassen
  • Aufgabe als Gepäck:
    • Gewichtslimit meist bis 45 kg
    • Manche Rassen (z. B. kurznasige Hunde) sind ausgeschlossen

Im Sommer und Winter verweigern viele Airlines den Transport im Frachtraum wegen extremen Temperaturen – beachten Sie also auch die Jahreszeit.

Dokumente und Quarantäne: Was muss vorbereitet werden?

Der aufwendigste Teil ist oft die Dokumentation. Je nach Abflug- und Zielland unterscheiden sich die Anforderungen stark. Starten Sie die Vorbereitung mindestens 4 Wochen vor Abflug.

  • EU-Heimtierausweis: Chipnummer, Tollwutimpfung und Tierarztbescheinigung enthalten
  • Gesundheitszeugnis: Innerhalb von 7 Tagen vor Abreise ausgestellt
  • Ausfuhrgenehmigung: Je nach Land durch zuständige Behörde (z. B. Veterinäramt)
  • Spezifische Regeln des Ziellandes: Japan verlangt z. B. eine Tollwut-Titerbestimmung mit 180 Tagen Quarantäne; die USA sind wesentlich unkomplizierter

Laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) müssen Tiere beim Grenzübertritt identifizierbar (gechippt) sein und gültige Impfnachweise vorweisen.

Die richtige Transportbox: Sicherheit geht vor

Eine gute Box schützt nicht nur das Tier, sondern ist oft Voraussetzung für die Reise. Sie muss den IATA-Standards entsprechen und zum Tier passen.

  • Kabinentauglich (weich): Luftdurchlässiges Material, saugfähige Unterlage, sicherer Reißverschluss
  • Fracht (hart): Robuster Kunststoff, doppeltes Verriegelungssystem, gute Belüftung
  • Gewöhnung an die Box: Mindestens 1–2 Wochen vor Abreise regelmäßig nutzen lassen

Ein Beispiel: 2023 wurde einem Passagier in Frankfurt der Einstieg verweigert, weil die Transportbox nicht den Vorgaben entsprach. Ein einfacher Fehler mit teuren Folgen.

Der Tag vor dem Abflug: To-do-Liste für Tierhalter

Ein entspannter Start beginnt mit guter Planung. Das gilt besonders für den letzten Tag und den Reisetag selbst.

Am Vortag:

  • Leichtes Futter
  • Ausreichend Wasser
  • Schlaftraining in der Box

Am Reisetag:

  • Spaziergang zur Beruhigung
  • Decke oder Kleidungsstück mit vertrautem Geruch in die Box legen
  • Spätestens 4 Stunden vor Abflug: kein Futter mehr

Laut Bundespolizei und Flughafen-Sicherheitsbestimmungen müssen Tiere im Sicherheitsbereich durchgängig in der Box bleiben.

Während des Fluges: Stress minimieren

Auch in der Kabine darf das Tier nicht aus der Box. Geräusche, Druckveränderungen und fremde Gerüche können belasten.

  • Beruhigungsmittel: Nur nach tierärztlicher Empfehlung – keine Selbstmedikation!
  • Saugmatten und Geruchsneutralisierer: Für den Notfall vorbereitet sein
  • Gehörschutz oder beruhigende Snacks: Optional, aber bei sensiblen Tieren hilfreich

Laut Deutscher Tierärztekammer sollten Beruhigungsmittel nur bei zwingender Notwendigkeit verwendet werden, da sie Kreislauf und Orientierung beeinträchtigen können.

Ankunft im Zielland: Was passiert nach der Landung?

Nach dem Flug erfolgt in vielen Ländern ein weiterer Check.

  • Üblicher Ablauf:
    • Kontrolle der Dokumente
    • Chip-Scan
    • Zollfreigabe
  • Strenge Einreiseregeln:
    • Australien, Neuseeland, Japan und Großbritannien verlangen teils mehrtägige Quarantäne

Erkundigen Sie sich rechtzeitig, welche Auflagen im Zielgebiet gelten.

Nützliche Apps und Tools für Reisende mit Tier

Zur Erleichterung der Planung gibt es einige empfehlenswerte Apps:

  • BringFido: Listet tierfreundliche Hotels und Flugverbindungen
  • PetAir: Deutsche Plattform mit Infos zu Tiertransporten
  • VetFinder & Tierärzte-App: Sucht veterinärmedizinische Versorgung weltweit

Diese Tools sind besonders bei Zwischenstopps oder Reisen außerhalb der EU hilfreich.

Nach dem Flug: Erholung für das Tier ermöglichen

Flüge sind für Tiere ungewohnt und stressig. Appetitlosigkeit, Unruhe oder unsauberkeit können Hinweise auf Überforderung sein.

  • Ruhige, gewohnte Umgebung schaffen
  • Futter- und Spielroutine einhalten
  • Bei anhaltenden Symptomen Tierarzt aufsuchen

Fazit: Eine gute Vorbereitung ist das A und O. Wer alle Schritte gewissenhaft plant, sorgt nicht nur für die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften, sondern auch für das Wohl des geliebten Vierbeiners.