Notfälle können jeden treffen – warum Vorbereitung so wichtig ist
Unfälle und akute gesundheitliche Krisen passieren täglich in deutschen Haushalten, am Arbeitsplatz, in der Schule oder auf öffentlichen Plätzen. Richtiges Handeln in den ersten Minuten kann entscheidend sein und über Leben und Tod bestimmen. Laut dem Deutschen Roten Kreuz benötigen jährlich Millionen Menschen in Deutschland schnelle medizinische Hilfe, und eine schnelle Erstversorgung kann Folgeschäden deutlich reduzieren. Typische Situationen sind etwa ein Kind, das sich beim Essen verschluckt, eine Person, die plötzlich kollabiert, oder ein Haushaltsunfall mit Verbrennungen. In diesen Momenten sind Ruhe und klare Handlungsschritte essentiell – und das richtige Wissen kann Leben retten.
Erkennen Sie den Notfall – und reagieren Sie besonnen
Ein medizinischer Notfall liegt immer dann vor, wenn ohne sofortiges Handeln schwere gesundheitliche Schäden oder der Tod drohen. Zu den häufigsten Notfällen zählen Herzstillstand, Ersticken, Verbrennungen, starke Blutungen, Knochenbrüche, Bewusstlosigkeit, Vergiftungen und Krampfanfälle. Das schnelle Erkennen und die richtige Einschätzung solcher Situationen sind der erste wichtige Schritt, um angemessen helfen zu können. Je besser Sie vorbereitet sind, desto größer ist die Chance, Folgeschäden zu verhindern und Zeit zu gewinnen, bis professionelle Hilfe eintrifft.
Herzstillstand: So funktioniert die Herzdruckmassage
Ein plötzlicher Herzstillstand kann überall auftreten. Nach Angaben der Deutschen Herzstiftung erhöht sich die Überlebenswahrscheinlichkeit durch Laienreanimation deutlich. Bei einem Kollaps rufen Sie sofort den Notruf 112 und beginnen Sie mit der Herzdruckmassage:
- Die betroffene Person auf eine feste Unterlage legen.
- Beide Hände übereinander auf die Mitte des Brustkorbs legen.
- Mit gestreckten Armen das Brustbein 5–6 cm tief und mit einer Frequenz von 100–120 Mal pro Minute kräftig drücken.
- Falls ein automatisierter externer Defibrillator (AED) verfügbar ist, diesen sofort anwenden und den Sprachanweisungen folgen.
- Die Herzdruckmassage wird fortgesetzt, bis professionelle Helfer eintreffen oder der Patient wieder atmet.
Jeder kann und sollte Herzdruckmassage lernen – es ist die wichtigste Maßnahme in Notfallsituationen.
Verschlucken und Ersticken: Die richtige Soforthilfe
Verschlucken und Ersticken zählen zu den häufigsten Notfällen, besonders bei Kindern und älteren Menschen. Kann die Person nicht mehr sprechen oder husten, handeln Sie umgehend:
- Stellen Sie sich hinter die betroffene Person und umfassen Sie deren Bauch.
- Machen Sie eine Faust und platzieren Sie sie knapp oberhalb des Bauchnabels.
- Mit der anderen Hand die Faust umfassen und kräftig nach oben ziehen (Heimlich-Handgriff).
- Wiederholen, bis das Hindernis entfernt ist oder die Person wieder atmen kann.
Für Babys oder Schwangere gelten spezielle Techniken (wie Rückenklopfen), die angepasst angewandt werden müssen.
Starke Blutungen: Blutverlust sofort stoppen
Starke Blutungen können in kurzer Zeit lebensbedrohlich werden. Am wichtigsten ist das direkte und kräftige Abdrücken der Wunde.
- Mit einem sauberen Tuch oder einer Kompresse die Blutung fest abdrücken.
- Gegebenenfalls weitere Tücher auflegen, ohne das erste zu entfernen.
- Das verletzte Körperteil möglichst hochlagern.
- Bei anhaltender Blutung oder Schocksymptomen sofort 112 anrufen.
Ein Abbindesystem (Tourniquet) sollte nur an Gliedmaßen und nur im Notfall eingesetzt werden. So bald wie möglich ärztliche Hilfe aufsuchen.
Verbrennungen: Richtige Erstversorgung statt Hausmittel
Verbrennungen kommen im Haushalt häufig vor. Keinesfalls Eis, Butter oder Salben verwenden – diese verschlimmern die Verletzung oft. So gehen Sie richtig vor:
- Die betroffene Stelle 10–20 Minuten unter fließendes, kühles (nicht eiskaltes) Wasser halten.
- Blasen nicht öffnen, sondern intakt lassen.
- Mit einem sauberen, fusselfreien Tuch locker abdecken.
- Bei großflächigen oder tiefen Verbrennungen sowie im Gesicht oder an Gelenken umgehend ärztliche Hilfe aufsuchen.
Verklebte Kleidung sollte nicht gewaltsam entfernt werden – dies übernimmt das medizinische Personal.
Knochenbrüche: Ruhigstellen und nicht selbst richten
Vermuten Sie einen Knochenbruch, sollte die betroffene Stelle auf keinen Fall bewegt werden. Ruhigstellen geht auch mit Alltagsgegenständen:
- Beide Seiten der Fraktur mit einer Schiene, einem Stock oder zusammengerolltem Stoff fixieren.
- Blutungen zuerst stillen, dann die Gliedmaße fixieren.
- Den Körperteil möglichst hochlagern und den Notruf absetzen.
Versuchen Sie niemals, einen Knochen selbst einzurenken. Falsche Bewegungen können den Schaden verschlimmern.
Bewusstlosigkeit: Was ist zu tun?
Ist eine Person bewusstlos, prüfen Sie Atmung und Puls. Keine Atmung? Sofort mit der Herzdruckmassage beginnen. Atmet die Person, bringen Sie sie in die stabile Seitenlage und überwachen Sie Atmung sowie Puls, bis der Rettungsdienst eintrifft.
Vergiftungen und Überdosierungen: Sofort handeln und Experten fragen
Vergiftungen durch Medikamente, Haushaltsmittel oder verdorbene Lebensmittel sind in Deutschland weit verbreitet. Bei Bewusstlosigkeit oder Atemnot sofort 112 wählen. Ist die Person ansprechbar, rufen Sie den Giftnotruf (z. B. 030 19240) an und halten Sie Verpackungen oder Medikamente bereit. Kein Erbrechen herbeiführen, außer auf ärztlichen Rat. Bewahren Sie alle Beweise für das Rettungsteam auf.
Krampfanfälle: Ruhe bewahren und Verletzungen verhindern
Bei einem Krampfanfall dürfen Sie die Person nicht festhalten oder ihr etwas in den Mund stecken. Vielmehr:
- Gefährliche Gegenstände aus dem Umfeld entfernen.
- Die Person möglichst in Seitenlage bringen.
- Dauer über 5 Minuten oder wiederholte Anfälle: sofort Rettungsdienst rufen.
Nach dem Anfall bleiben Sie bei der Person, bis sie wieder vollständig ansprechbar ist.
Schock oder Ohnmacht: Beine hoch und überwachen
Bei Schockzuständen oder Ohnmacht legen Sie die Person flach auf den Rücken und lagern die Beine etwa 30 Zentimeter hoch. Decken Sie sie zu, beobachten Sie Atmung und Bewusstsein. Bessert sich der Zustand nicht, alarmieren Sie den Rettungsdienst.
Unfälle vermeiden: Prävention im Alltag
Viele Notfälle lassen sich durch einfache Vorsichtsmaßnahmen verhindern: Rutschfeste Matten im Bad, sichere Medikamentenaufbewahrung, langsames und konzentriertes Essen sowie das Überprüfen von Mindesthaltbarkeitsdaten. Ein gut ausgestatteter Erste-Hilfe-Kasten im Haushalt, regelmäßige Schulungen und sichtbar angebrachte Notrufnummern erhöhen die Sicherheit erheblich.
FAQ: Häufige Fragen rund um Erste Hilfe
Q. Sollte jeder eine Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW) lernen?
A. Ja, jeder kann mit einfachen Techniken Leben retten.
Q. Darf ich Salbe oder Eis auf Verbrennungen geben?
A. Nein, ausschließlich kühles Wasser verwenden.
Q. Kann ich bei einem Knochenbruch die betroffene Stelle selbst bewegen?
A. Nein, ruhigstellen und auf professionelle Hilfe warten.
Q. Was tun, wenn ein Kind sich verschluckt?
A. Altersgerechte Sofortmaßnahmen anwenden und bei Bedarf sofort 112 rufen.
Richtiges Wissen rettet Leben – seien Sie vorbereitet!
Erste Hilfe ist nicht nur Aufgabe von Profis, sondern betrifft jeden. Schnelles und besonnenes Handeln im Notfall kann das Leben von Ihnen oder Ihren Mitmenschen retten. Machen Sie sich regelmäßig mit den Grundlagen vertraut, üben Sie im Alltag und halten Sie sich bereit – Ihr Wissen kann entscheidend sein.
Dieser Beitrag bietet allgemeine Hinweise zur Ersten Hilfe. Im Notfall folgen Sie bitte stets den Anweisungen des Rettungsdienstes oder eines Arztes.