Der vollständige Ratgeber zum Lesen von Katzenfutter-Etiketten

Wer schon einmal ratlos vor dem Katzenfutterregal im Supermarkt stand, ist nicht allein. Begriffe wie „getreidefrei“, „Rohprotein 38 %“ oder „nach AAFCO-Standard“ wirken oft verwirrend. Doch wer gelernt hat, ein Katzenfutter-Etikett richtig zu lesen, trifft fundierte Entscheidungen und fällt nicht auf bloßes Marketing herein. Dieser umfassende Leitfaden erklärt, worauf es wirklich ankommt, damit du die Ernährung deiner Katze optimal gestalten kannst.

Was steht auf dem Etikett – und was davon zählt wirklich?

Während die Vorderseite der Verpackung mit bunten Versprechen lockt, befinden sich die entscheidenden Informationen auf der Rückseite: Zutatenliste, analytische Bestandteile, Deklarationen zur Nährstoffdeckung und Herstellerinformationen. In Deutschland unterliegt Katzenfutter der Kontrolle durch die Lebensmittelüberwachung der Länder sowie den Vorgaben der FEDIAF (European Pet Food Industry Federation). Wer die Kennzeichnungen versteht, trifft gesunde Entscheidungen für seine Katze.

Zutatenliste: Reihenfolge ist entscheidend

Zutaten werden nach ihrem Gewicht vor Verarbeitung gelistet – inklusive Feuchtigkeit. Daher steht frisches Fleisch wie „Huhn“ oft weit vorne, obwohl getrocknetes „Hühnermehl“ eigentlich mehr Eiweiß liefert. Für Katzen als obligate Fleischfresser sollten tierische Proteine möglichst an erster Stelle stehen.

Achte auf diese häufig problematischen Begriffe:

  • „Fleischnebenerzeugnisse“: wenig transparent, da unklar bleibt, welche Tierteile verwendet wurden.
  • „Maiskleber“: pflanzliches Eiweiß mit geringer biologischer Wertigkeit.
  • „Hydrolysierte Proteine“: allergenarm und leicht verdaulich, aber oft unklarer Herkunft.

Analytische Bestandteile: Was die Prozentzahlen wirklich sagen

Die analytischen Bestandteile geben Aufschluss über die Nährstoffverteilung. Für gesunde, ausgewogene Katzenernährung gelten folgende Richtwerte:

BestandteilFunktionEmpfehlenswerter Bereich
RohproteinMuskelerhaltmindestens 30 %
RohfettEnergiequelle15–20 %
RohfaserVerdauungsförderung3–5 %
RohascheMineralrückständeunter 7 %

Katzen benötigen mehr Protein als Hunde. Aber bei speziellen Bedürfnissen – etwa bei Nierenerkrankungen – muss die Balance angepasst werden.

FEDIAF- oder AAFCO-Standard: Was bedeutet das?

Ein Qualitätsmerkmal ist die Einhaltung eines anerkannten Nährstoffstandards. In Europa ist das die FEDIAF. Manche importierten Produkte tragen zusätzlich einen AAFCO-Hinweis, zum Beispiel:

„Dieses Produkt entspricht den Nährwertprofilen der AAFCO für alle Lebensphasen.“

Das bedeutet, das Futter deckt laut Hersteller den Bedarf für Wachstum und Erhaltung. Aber Achtung: Weder FEDIAF noch AAFCO sind Prüfstellen – die Verantwortung liegt beim Hersteller.

Funktionelle Zusätze: Nützliche Ergänzung oder leere Werbeversprechen?

Immer mehr Katzenfutter enthalten zusätzliche Inhaltsstoffe wie Taurin, Omega-3-Fettsäuren oder Probiotika. Doch wie sinnvoll sind diese Zusätze wirklich?

  • Taurin: lebensnotwendig für Katzen, sollte mit mindestens 0,1 % enthalten sein
  • L-Carnitin: unterstützt den Fettstoffwechsel, gut für übergewichtige Katzen
  • Probiotika: fördern eine gesunde Darmflora – allerdings nur, wenn sie bei Lagerung und Herstellung aktiv bleiben

Solche Inhaltsstoffe sind nur dann wertvoll, wenn sie in wirksamer und verwertbarer Menge vorliegen.

Futter passend zum Alter und Gesundheitszustand wählen

Nicht jedes Futter passt zu jeder Katze. Auf der Verpackung sollte klar stehen, ob das Produkt für alle Lebensphasen, erwachsene Katzen oder Kätzchen im Wachstum gedacht ist. Für Seniorenkatzen sind proteinreiche, aber phosphorarme Futtersorten ideal. Übergewichtige Katzen profitieren von kalorienarmen Rezepturen mit L-Carnitin.

Konservierungsstoffe, Farb- und Aromastoffe – was ist drin?

Problematische Konservierungsstoffe wie BHA, BHT oder Ethoxyquin sind in Deutschland nicht mehr weit verbreitet, aber in Importprodukten möglich. Empfehlenswerter sind natürliche Alternativen wie Tocopherole (Vitamin E) oder Rosmarinextrakt. Künstliche Farb- oder Aromastoffe sind unnötig – Katzen lassen sich ohnehin nicht vom Aussehen oder Geruch täuschen.

Die Liste am Ende der Zutaten gibt Aufschluss über diese Zusätze. Achte auf Angaben wie „ohne künstliche Konservierungsstoffe“.

Deutsche Marken vs. Importprodukte – wo liegt der Unterschied?

In Deutschland produzierte Futtersorten folgen meist den FEDIAF-Vorgaben und bieten klare Deklarationen. Internationale Marken (z. B. aus den USA) orientieren sich an AAFCO, zeigen aber manchmal unklare Angaben zu Herkunft und Verarbeitung. Über Plattformen wie zooplus.de, Fressnapf.de oder Amazon.de findest du Rezensionen, die dir bei der Entscheidung helfen können.

Warum das Etikett wichtiger ist als der Markenname

Ein bekannter Markenname ist kein Garant für Qualität. Gerade kleinere Anbieter setzen auf Marketing statt Transparenz. Achte deshalb immer auf:

  • präzise Fleischangaben (z. B. „Hühnermehl“ statt „Tierprotein“)
  • Hinweise auf Lebensphase und Zusatzstoffe
  • Offenlegung der Konservierungs- und Herkunftsangaben

Eine gute Wahl basiert auf Etikettenkompetenz, nicht Markentreue.


Das Lesen von Katzenfutter-Etiketten ist keine Nebensache – es ist ein zentraler Schritt zu Gesundheit und Wohlbefinden deiner Katze. So wie du bei deinem eigenen Essen auf Inhaltsstoffe achtest, verdient deine Katze dieselbe Sorgfalt. Dreh die Packung um – und werde zum besten Ernährungsberater deiner Katze.