Einen Hund in die Familie aufzunehmen, ist ein freudiges Erlebnis – doch es bringt auch eine große Verantwortung mit sich. Eine der ersten und wichtigsten Maßnahmen ist der erste umfassende Gesundheitscheck beim Tierarzt. Dieser bildet die Grundlage für die lebenslange Gesundheitsvorsorge und kann potenzielle Erkrankungen frühzeitig aufdecken.
Ein reales Beispiel: Eine frisch adoptierte Mischlingshündin zeigte zunächst keine auffälligen Symptome. Erst eine gründliche Untersuchung offenbarte eine Herzwurminfektion, die über Monate behandelt werden musste. Wäre dies früher erkannt worden, hätte man Tier und Halter viel Leid und hohe Kosten ersparen können. Um solche Fälle zu vermeiden, stellen wir Ihnen die sieben wichtigsten Untersuchungsbereiche beim ersten Tierarztbesuch vor.
1. Vitalwerte: Temperatur, Gewicht, Herz- und Atemfrequenz
Diese Basisdaten ermöglichen eine erste Einschätzung des Allgemeinzustands. Abweichungen deuten oft auf Infektionen, Flüssigkeitsmangel oder Stress hin.
- Temperatur: Normalbereich liegt zwischen 38,3°C und 39,2°C
- Herzfrequenz: 100–160 Schläge/Min. bei kleinen Hunden, 60–100 bei großen Rassen
- Atemfrequenz: 10–30 Atemzüge/Min. in Ruhe
Notieren Sie vor dem Besuch Fressverhalten, Aktivitätslevel und Kotkonsistenz – das hilft dem Tierarzt bei der Bewertung.
2. Zahngesundheit und Gebissentwicklung
Im Alter von etwa sechs Monaten beginnt der Zahnwechsel. Fehlstellungen, verbleibende Milchzähne oder Zahnstein sind Warnzeichen. Laut der Deutschen Gesellschaft für Tierzahnheilkunde zeigen über 80 % der Hunde bis zum dritten Lebensjahr Zahnprobleme.
- Kontrolle auf doppelte Zahnreihen oder zurückgehaltene Milchzähne
- Zahnfleischentzündungen oder Mundgeruch als Hinweise
- Beginn einer regelmäßigen Zahnpflege mit Hundezahnpasta oder speziellen Kausticks
3. Haut- und Fellzustand
Die Haut spiegelt häufig die innere Gesundheit wider. Juckreiz, Haarausfall oder Rötungen können auf Parasiten, Allergien oder hormonelle Störungen hinweisen.
- Kontrolle auf Schuppen, Knoten oder Hautverfärbungen
- Untersuchung der Ohren auf Entzündungen oder Milben
- Fellpflegeprodukte wie allergenfreie Shampoos einsetzen
In Deutschland sind Mittel wie Frontline oder Bravecto gängige Parasitenpräparate. Lassen Sie sich in der Tierarztpraxis beraten.
4. Kotbeschaffenheit und Analdrüsen
Der Kot liefert Hinweise auf das Verdauungssystem. Schleim, Blut oder Durchfall können Erkrankungen oder Parasiten anzeigen. Häufiges Rutschen mit dem Hinterteil deutet auf verstopfte Analdrüsen hin.
- Beschreibung von Häufigkeit, Farbe und Konsistenz des Kots
- Untersuchung auf Würmer (z. B. Spul-, Haken- oder Bandwürmer)
- Gegebenenfalls Ausdruck der Analdrüsen
Ein frisches Kotmuster (gekühlt aufbewahrt, z. B. in einer Urinprobe-Box) kann bei der Untersuchung hilfreich sein.
5. Herzwurm- und Parasitenkontrolle
Herzwürmer sind in Deutschland (vor allem im Süden und bei Auslandshunden) zunehmend ein Thema. Eine einfache Blutuntersuchung gibt Aufschluss.
- Antigentest zum Nachweis von Herzwürmern
- Kotanalyse auf Innenparasiten
- Erstellung eines individuellen Entwurmungsplans (z. B. alle 3 Monate)
Laut ESCCAP Deutschland ist die regelmäßige Entwurmung auch bei Wohnungshunden empfehlenswert, da viele Parasiten latent übertragen werden.
6. Impfstatus und Auffrischungsplan
Beim ersten Tierarztbesuch wird der Impfstatus geprüft. Ist dieser unklar – etwa bei Tierheimhunden – kann ein Antikörperschnelltest (Titer) durchgeführt werden.
- Basisimpfungen: Staupe, Parvovirose, Hepatitis, Tollwut
- Zusatzimpfungen je nach Region: Leptospirose, Zwingerhusten
- Besprechung möglicher Nebenwirkungen vorheriger Impfungen
Die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) gibt jährlich aktualisierte Impfempfehlungen für Deutschland heraus.
7. Geschlechtsorgane und Bewegungsapparat
Bei Rüden wird geprüft, ob beide Hoden abgestiegen sind. Hündinnen werden auf Scheidenentzündungen kontrolliert. Zudem ist dies die Zeit zur Bewertung des Knochenwachstums und der Gelenkentwicklung.
- Luxation der Kniescheibe oder Hüftdysplasie als mögliche Risiken
- Beratung zum idealen Zeitpunkt der Kastration
- Fütterung mit gelenkschonenden Nährstoffen (Glucosamin, Omega-3)
Treppensteigen oder zu viel Toben sollten bei Welpen vermieden werden. Stattdessen bieten sich kontrollierte Spaziergänge und angepasstes Spiel an.
Der erste Tierarztbesuch ist kein bloßer Pflichttermin – er legt den Grundstein für ein langes, gesundes Hundeleben. Tierhalter, die aktiv mitdenken, Fragen stellen und langfristig dokumentieren, sind klar im Vorteil.
Für die laufende Gesundheitsüberwachung gibt es in Deutschland praktische Apps wie PETLEO, Pfotenhilfe oder PetCard, mit denen Impfpläne, Medikationen und Tierarzttermine verwaltet werden können.