Bevor Sie investieren: Verstehen Sie das Vokabular der Börse
Wer neu an der Börse ist, wird schnell mit Begriffen wie „Marktkapitalisierung“, „Dividendenrendite“ oder „Kurs-Gewinn-Verhältnis“ konfrontiert. Ohne fundiertes Verständnis dieser Begriffe fällt es schwer, fundierte Entscheidungen zu treffen.
Tatsächlich scheitern viele private Anleger nicht an fehlenden Informationen, sondern an mangelndem Verständnis grundlegender Finanzbegriffe.
Dieser Leitfaden erklärt die 11 wichtigsten Börsenbegriffe, die für Einsteiger in Deutschland unerlässlich sind – mit Beispielen aus dem deutschen Markt und in einer Sprache, die auch Laien verstehen.
1. Was ist eine Aktie?
Eine Aktie ist ein Anteil am Eigenkapital eines Unternehmens. Wer Aktien eines Unternehmens kauft, erwirbt damit Mitbesitzrechte, die unter anderem zu Dividendenzahlungen und Stimmrechten auf der Hauptversammlung berechtigen.
Beispiel: Kaufen Sie 100 Aktien der Deutschen Telekom, so gehören Ihnen rechnerisch 100 Anteile am Unternehmen.
Aktien sind nicht nur Spekulationsobjekte, sondern ein Weg, sich am Erfolg eines Unternehmens zu beteiligen.
2. Was bedeutet Kauf- und Verkaufsorder?
Eine Kauforder bedeutet, dass Sie eine Aktie erwerben möchten. Eine Verkaufsorder zeigt an, dass Sie eine bereits im Depot befindliche Aktie verkaufen wollen.
Wenn Sie über eine Plattform wie Trade Republic oder comdirect 50 Aktien von Siemens kaufen, geben Sie eine Kauforder auf. Später, wenn Sie diese verkaufen, handelt es sich um eine Verkaufsorder.
Das Verständnis dieser Grundmechanismen ist Voraussetzung für den Börseneinstieg.
3. Was ist das Orderbuch (Markttiefe)?
Das Orderbuch zeigt die aktuellen Kauf- und Verkaufsangebote für eine Aktie in Echtzeit. Die höchste Kauforder (Geldkurs) und die niedrigste Verkaufsorder (Briefkurs) bestimmen den sogenannten Spread.
Je kleiner der Spread, desto liquider ist eine Aktie. Wer aktiv handeln will, sollte das Orderbuch regelmäßig beobachten, um gute Einstiegspunkte zu erkennen.
4. Eröffnungskurs, Schlusskurs, Tageshoch und Tagestief – was sagen sie aus?
Diese Begriffe beschreiben den Kursverlauf einer Aktie an einem Handelstag:
- Eröffnungskurs: Preis zu Beginn des Börsentags (9:00 Uhr an Xetra)
- Schlusskurs: Letzter Preis des Tages (17:30 Uhr)
- Tageshoch: Höchster gehandelter Kurs
- Tagestief: Niedrigster gehandelter Kurs
Beispiel: Der Kurs der Allianz eröffnet bei 220 €, steigt im Tagesverlauf auf 228 €, fällt auf 218 € und schließt bei 225 €. Daraus lassen sich Volatilität und Handelsinteresse ableiten.
5. KGV und KBV – was sagen diese Kennzahlen?
KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) ist eine Kennzahl zur Bewertung eines Unternehmens: Kurs dividiert durch den Gewinn pro Aktie. Ein KGV von 20 bedeutet, dass Anleger bereit sind, das 20-fache des Jahresgewinns pro Aktie zu zahlen.
KBV (Kurs-Buchwert-Verhältnis) vergleicht den Aktienkurs mit dem bilanziellen Eigenkapital je Aktie. Ein KBV unter 1 kann auf eine Unterbewertung hinweisen.
Diese Kennzahlen sind zentrale Werkzeuge für Value-Investoren, um Aktien fair zu bewerten.
6. Was bedeutet Marktkapitalisierung?
Die Marktkapitalisierung ist der Börsenwert eines Unternehmens, berechnet als Aktienkurs × Anzahl der ausstehenden Aktien.
Beispiel: Die Marktkapitalisierung von SAP liegt derzeit bei über 170 Milliarden Euro – damit gehört SAP zu den größten DAX-Unternehmen.
Große Unternehmen gelten als stabiler, während Small Caps höhere Wachstumschancen, aber auch höhere Risiken bieten.
7. Dividende und Dividendenrendite – worauf achten?
Die Dividende ist ein Teil des Gewinns, den ein Unternehmen an seine Aktionäre ausschüttet – meist jährlich im Rahmen der Hauptversammlung.
Die Dividendenrendite ergibt sich aus (Dividende ÷ Aktienkurs) × 100. Wenn BASF z. B. 3,50 € Dividende zahlt und der Kurs bei 50 € liegt, beträgt die Rendite 7 %.
Dividendenaktien bieten stabile Einnahmen und sind besonders für langfristige Anleger und Rentenvorsorge interessant.
8. Was bedeutet Sparplan oder gestaffelter Verkauf?
Ein Sparplan (z. B. 100 € monatlich in einen ETF) ist eine Form des Cost-Averaging, bei der regelmäßig in gleichen Beträgen investiert wird – unabhängig vom Kurs.
Ein gestaffelter Verkauf bedeutet, eine größere Position schrittweise zu verkaufen – z. B. in drei Tranchen bei unterschiedlichen Kurszielen.
Beide Strategien helfen, Emotionen zu vermeiden und Risiken über Zeit zu streuen.
9. IPO und Börsengang – was ist der Unterschied?
Ein IPO (Initial Public Offering) ist der erste Börsengang eines Unternehmens. Anleger können Aktien vor Handelsstart zeichnen.
Nach dem Börsengang wird das Unternehmen regulär an der Börse gehandelt, z. B. an Xetra oder der Frankfurter Wertpapierbörse.
IPO-Aktien bieten teils hohe Chancen, aber Risiken durch Überbewertung oder Nachfrageschwankungen sind nicht zu unterschätzen.
10. Stop-Loss und Gewinnmitnahme: Wie setzt man Limits sinnvoll?
Ein Stop-Loss ist ein vorab definiertes Kursniveau, bei dem ein Verkauf automatisch erfolgt, um Verluste zu begrenzen.
Eine Gewinnmitnahme erfolgt bei Erreichen eines Kursziels, um Gewinne zu realisieren.
Beispiel: Kauf bei 100 €, Stop-Loss bei 90 €, Ziel bei 120 €. Solche Regeln helfen, diszipliniert zu investieren und emotionale Entscheidungen zu vermeiden.
Blue-Chip vs. spekulative Aktien – worin liegt der Unterschied?
Blue-Chip-Aktien sind etablierte, stabile Großunternehmen wie Allianz, Siemens oder BMW – sie bieten Verlässlichkeit und solide Dividenden.
Spekulative Aktien sind oft kleinere oder junge Unternehmen mit hohem Wachstumspotenzial, aber auch hohem Risiko – z. B. Wasserstoff-Startups oder Biotech-Unternehmen im frühen Stadium.
Für Einsteiger sind Blue Chips meist die sicherere Wahl, während spekulative Werte nur einen kleinen Depotanteil ausmachen sollten.
Fazit: Ohne Begriffe kein Börsenerfolg
Man muss kein Finanzprofi sein, um erfolgreich zu investieren. Aber ein solides Verständnis zentraler Begriffe ist Voraussetzung für jede Strategie.
Diese 11 Begriffe bilden die Basis für fundierte Entscheidungen – ob bei der Wahl des Brokers, bei der Aktienanalyse oder beim Risikomanagement.
Wer mit dem richtigen Wissen startet, kann langfristig stabile Renditen erzielen und typische Anfängerfehler vermeiden.
Hinweis: Dieser Artikel dient ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung oder Kaufempfehlung dar. Investitionen sind mit Risiken verbunden. Bitte lassen Sie sich bei Bedarf individuell beraten.